Nachgefragt: Büro für Leichte Sprache: Leicht ist gut

Leichte Sprache Logo von Inclusion Europe

Leichte Sprache Logo von Inclusion Europe

Das Hurraki Tagebuch stellt regelmäßig ein
Büro für Leichte Sprache vor.
Heute stellen wir das
Büro für Leichte Sprache Leicht ist gut vor.

Dirke Hentschel vom Büro für Leichte Sprache Leicht ist gut
hat auf unsere Fragen geantwortet.

Was bedeutet Leichte Sprache für Sie?

Leichte Sprache ist der kleinste gemeinsame Nenner, den wir mündlich und schriftlich herstellen können. Wenn wir Sprache maximal vereinfachen, haben mehr Menschen die Chance mitzureden. Das ist demokratisch, inklusiv und ganzheitlich. Ich wünsche mir, dass Leichte Sprache nicht so pauschal abgelehnt wird, wie es immer noch häufig passiert, sondern dass Menschen mit hoher Lesekompetenz verstehen, dass sie ein Zusatzangebot ist für die Menschen, die ansonsten nicht mitreden können.

Wer schreibt die Texte in Leichter Sprache?

Ich schreibe die Texte selber. Ursprünglich komme ich aus der Fremdsprachenübersetzung und bin deshalb sehr vertraut mit dem Verfassen von Texten, aber auch mit Grammatik, Orthografie und Stil.

Ich übersetze nicht nur Texte in Leichte Sprache, sondern ich verfasse auch Untertitel in Einfacher Sprache oder Audioeinführungen in Leichter bzw. Einfacher Sprache für Videos. Außerdem verfasse ich Transkripte von Audio- und Videoaufnahmen in Leichter oder Einfacher Sprache.

Für die Übersetzung in Leichte Sprache bin ich zweifach qualifiziert: durch den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) nach den Regeln der Forschungsstelle Leichte Sprache der Uni Hildesheim, und durch die Lebenshilfe Bremen nach den Regeln des Netzwerks Leichte Sprache. Ich kenne das Für und Wider der beiden Regelwerke und empfehle meinen Kunden die für sie passende Regelung. Oft richtet sich dies nach der Verwendung von Logos oder Siegeln. Je nach Bedarf biete ich das Logo der Uni Hildesheim, von Inclusion Europe oder das Siegel des Netzwerks an und wende natürlich auch die dementsprechend geltenden Regeln an.

Welche Hilfsmittel benutzten Sie?

Ich arbeite natürlich mit dem Computer und einem Textverarbeitungssystem. Und ich nutze das neue Tool mit dem Namen SUMM. Das ermöglicht mir, ein Glossar mit Wörtern und ihren Definitionen anzulegen, um später wieder darauf zugreifen zu können. Die automatische Übersetzungsfunktion habe ich getestet, mich aber dagegen entschieden, weil sie mich (noch) nicht ganz überzeugt.

Wichtiger als alle Hilfsmittel finde ich jedoch den Austausch mit anderen Übersetzerinnen und auch Illustratorinnen. Das Zusammenspiel von Text und (guten!) Illustrationen ist mir sehr wichtig.

Bei jedem neuen Auftrag arbeite ich mich erst einmal gründlich in die Thematik des Auftraggebers ein und versuche, soweit es irgendwie möglich ist, Wortwahl und Textstil auch in Leichter Sprache abzubilden. Dabei hilft kein technisches Hilfsmittel. Ich verlasse mich hier auf meine langjährige Erfahrung im Umgang mit den verschiedensten Textsorten.

Wie werden die Texte auf Verständlichkeit geprüft?

In einem ersten Prüfschritt prüfe ich meinen Text anhand eines Lesbarkeitsindex. Außerdem habe ich eine Prüfgruppe bestehend aus 3 Menschen mit Behinderungen, die meine Texte prüfen. Das Feedback aus der Prüfgruppe ist für mich ein wichtiges Indiz für die Verständlichkeit meiner Texte. Das 4-Augen-Prinzip mit Lektorat durch eine weitere Übersetzerin für Leichte Sprache wende ich auf Kundenwunsch natürlich auch an.

Für wen schreiben Sie Texte?

Ich bekomme Aufträge aus allen Bereichen, häufig aber aus dem öffentlichen Sektor und dem Bereich Bildung/Kultur. Besonders viel Spaß hat mir die Übersetzung eines Gewaltschutzkonzepts für eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung gemacht: Am Anfang stand ein dickes Werk in schwer verständlicher Sprache mit vielen Fußnoten; am Ende hielt ich eine tolle, bebilderte Broschüre in den Händen. Es war ein wunderschönes Gefühl, dies mit erschaffen zu haben. Besonders exotisch fand ich die Übersetzung verschiedener Software-Programme, mit denen man eine Projektfinanzierung beantragen kann.

Was kostet ein Text in Leichter Sprache?

Übersetzungen rechne ich nach Normseiten ab; andere Leistungen wie Auswahl der Bilder, Layout, Lektorat oder Beratung werden nach Zeitaufwand abgerechnet. Die Prüfgruppe rechnet auch nach Zeitaufwand ab. Fallen Kosten für Illustrationen an, wird dies in der Regel pro Illustration berechnet. Auf Wunsch vermittle ich Kontakte zu einer Agentur, die barrierefreie Dokumente (z. B. pdf-Dateien) erstellt. Die Kosten variieren je nach Komplexität.

Welchen Text sollte es in Zukunft unbedingt auch in Leichter Sprache geben?

Am liebsten so viele wie möglich! Ich würde mich freuen, wenn nicht nur wichtige und sinnvolle Informationen übersetzt werden, sondern vermehrt auch „schöne“ Literatur. Lesen soll Spaß machen!

Hier geht es zum Büro für Leichte Sprache Leicht ist gut:
https://leicht-ist-gut.de/

Das ist die Adresse vom Büro für Leichte Sprache xyz:
Kurt-Schumacher-Straße 59
53773 Hennef