Nachgefragt: Gudrun Kellermann

Hurraki Nachgefragt
Gudrun Kellermann antwortet.

Frau Kellermann,
Was bedeutet Leichte Sprache für Sie?

Antwort von Frau Kellermann:

Ich spreche oft schwere Sprache.
Ich finde Leichte Sprache sehr wichtig.
Leichte Sprache ist für alle Menschen gut.

Ich lese gerne Texte in Leichter Sprache.
Texte in Leichter Sprache sind kurz.
Ich kann sie schnell lesen.
Ich bekomme alle wichtigen Informationen.

Viele Informationen sind in schwerer Sprache:

– Koch-Buch
– Anleitung für Medizin
– Anleitung für das Telefon
– Briefe vom Amt
– Briefe vom Arzt
– Arbeits-Vertrag
– Stadt-Plan
– Automat für Fahr-Karten
– Zeitung
– Internet-Seiten

Diese Informationen sollen auch in Leichter Sprache sein.

Ich wünsche mir:
Alle Menschen sollen Leichte Sprache lernen.
Sie sollen Texte in Leichter Sprache schreiben.

Und Menschen mit Lernschwierigkeiten müssen die Texte prüfen.
Aber sie arbeiten oft in einer Werkstatt.
Sie bekommen nur sehr wenig Geld.
Das finde ich schlecht.

Ich wünsche mir:
Menschen mit Lernschwierigkeiten sollen in einem Amt arbeiten.
Sie sollen Texte in Leichter Sprache prüfen.
Sie sollen im Amt Schulungen für Leichte Sprache machen.
Sie sollen genug Geld für ihre Arbeit bekommen.

Das ist Inklusion.
Das heißt: Alle Menschen sind mit dabei.
Und alle Informationen sind in Leichter Sprache.
Leichte Sprache ist für alle Menschen gut.

Antwort in schwerer Sprache:

 

Ich finde Leichte Sprache sehr wichtig, da sie allen Menschen die Teilhabe ermöglicht. Bei Leichter Sprache wird zunächst an Menschen mit Lernschwierigkeiten gedacht. Doch auch andere Menschen profitieren von der Leichten Sprache, z.B. funktionale Analphabeten oder manche schwerhörigen und gehörlosen Menschen. Aber selbst Menschen, die schwere Sprache nutzen, profitieren von Leichter Sprache. Ich lese gerne Dokumente in Leichter Sprache, um mir einen Überblick über ein Thema zu verschaffen, außerdem erfahre ich auf diese Weise in kurzer Zeit alle wichtigsten Informationen.

In unserem Alltag sind viele Informationen in schwerer Sprache, z.B. Kochbücher, Beipackzettel für Medikamente, Bedienungsanleitungen, Behördenschreiben, Arztbescheide, Arbeitsverträge, Stadtpläne, Zeitungen, Internetseiten oder die Anweisungen auf dem Bildschirm des Fahrkartenautomats.

Informationen im öffentlichen Raum sollten zusätzlich in Leichter Sprache angeboten werden. Daher wäre es wünschenswert, wenn Leichte Sprache ein fester Bestandteil in der Erwachsenenbildung werden würde, z.B. für Menschen, die in Behörden arbeiten.

Menschen mit Lernschwierigkeiten und andere Menschen, die Leichte Sprache benötigen, stehen bei Inklusionsdebatten oft an letzter Stelle. Häufig arbeiten sie in Werkstätten und verdienen allenfalls ein Taschengeld. Es wäre wünschenswert, wenn sie auf dem freien Arbeitsmarkt einen Platz finden würden, z.B. in einer Behörde als PrüferInnen für Leichte Sprache arbeiten und Schulungen zum Thema anbieten. Das wäre gelebte Inklusion. Wer außerdem Leichte Sprache lernt bzw. anbietet, leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Inklusion, denn von Leichter Sprache profitieren alle Menschen.

Vielen Dank für Ihre Antwort Frau Kellermann.

Zur Person:
Gudrun Kellermann ist Mitarbeiterin im ZeDiS.
Das ZeDiS ist eine Arbeits-Gruppe.
Das ZeDiS arbeitet in der Universität Hamburg.
Eine Universität ist eine Hoch-Schule.

Die Abkürzung ZeDiS steht für:
Zentrum für Disability Studies.
Disability Studies spricht man so:
Dis-äbi-liti Sta-dis

7 Menschen arbeiten im ZeDiS.
6 Menschen vom ZeDiS haben eine Behinderung.

Menschen mit Behinderung werden oft ausgegrenzt.
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vom ZeDiS
wollen keine Ausgrenzung.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vom ZeDiS
machen Vorträge über Ausgrenzung.
Sie schreiben auch Texte über Ausgrenzung.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vom ZeDiS wollen Inklusion.
Inklusion heißt:
Alle Menschen dürfen überall dabei sein.
Alle Menschen dürfen selbst bestimmen.

Hier geht es zur Homepage von ZeDiS:
www.zedis.uni-hamburg.de

Hier geht es zum Blog von Gudrun Kellermann:
http://textgedanken.wordpress.com

Gudrun Kellermann bei Twitter:
@gud_kel

Die Aktion:
Hurraki hat verschiedene Personen gefragt.
Jede Woche antwortet eine andere Person.
Die Aktion heißt: Nachgefragt