Nachgefragt: Holger Fröhlich


Holger Fröhlich ist Journalist.
Er schreibt Artikel für Zeitungen und Magazine.
Seit heute gibt es ein neues Buch von Holger Fröhlich.
Das Buch heißt Kapitalismus.
Das Buch ist in Leichter Sprache geschrieben.
Hurraki hat mit Holger Fröhlich gesprochen.

Sie schreiben schon seit 7 Jahren Artikel in Leichter Sprache. Warum?

Ich schreibe seit mehr als 10 Jahren für das Wirtschafts-Magazin brand eins. Da erklären wir komplizierte Themen aus der Wirtschaft. Mit unseren Geschichten wollen wir die Themen so gut und einfach wie möglich erklären. Aber die Geschichten sind nicht in Leichter Sprache geschrieben.

Vor brand eins habe ich das Fach Rhetorik studiert. Das hat mit Sprache zu tun. Da untersucht man zum Beispiel: So funktioniert die Sprache. Und: So kann man eine Sache am besten erklären. Seitdem interessiert mich Sprache besonders.

Mit der Leichten Sprache kann man gut erklären. Und die Leichte Sprache hilft mir beim Denken. Denn da muss ich sehr genau wissen: Das will ich erklären. Und: Das ist meine wichtigste Aussage. Deswegen schreibe ich gern in Leichter Sprache.

Manche Menschen können schwere Sprache nicht gut lesen. Für diese Menschen ist die Leichte Sprache sehr wichtig. Aber auch für die anderen Menschen kann die Leichte Sprache nützlich sein. Denn die Leichte Sprache quatscht nicht ums Thema herum. Die Leichte Sprache kommt sofort zur wichtigsten Aussage. Das gefällt mir.

Vor 7 Jahren haben nur wenige Leute die Leichte Sprache gekannt. Die meisten Leser von unserem Wirtschafts-Magazin wussten nichts von der Leichten Sprache. Also habe ich gesagt: Das ändern wir jetzt. Dann habe ich einen schweren Text in Leichte Sprache übersetzt. Und seitdem schreibe ich jeden Monat einen Text in Leichter Sprache.

Am Anfang habe ich gedacht: Das ist bestimmt leicht für mich. Denn ich kann ja gut schreiben. Aber das Schreiben in Leichter Sprache ist gar nicht so leicht. Manchmal ist es sehr schwierig. Aber es lohnt sich.

Haben sich Ihre Chefs über die Idee gefreut? Oder mussten Sie die Chefs erst überzeugen?

Meine Chefin und meine Kollegen haben die Idee gleich gemocht. Am Anfang haben wir aber alle gedacht: Das machen wir jetzt ein Mal. Dann ist das hoffentlich interessant und vielleicht auch ein bisschen lustig. Denn beim Übersetzen merkt man manchmal: Da ist ja fast keine Aussage im Text.

Aber dann haben wir gemerkt: Die Leichte Sprache kann mehr. Damit kann man wirklich was lernen. Auch unsere üblichen Leser. Die können auch Geschichten in schwerer Sprache lesen. Aber eine Geschichte in Leichter Sprache ist nochmal was anderes. Das haben wir vorher nicht gewusst.

Gab es Rückmeldungen von den Lesern?

Am Anfang hatte ich etwa Sorgen. Ich habe gedacht: Vielleicht fühlt sich durch die Geschichte jemand beleidigt. Mir ist immer sehr wichtig: Ich will mich über keinen Menschen lustig machen. Man kann witzige Sachen mit der Leichten Sprache machen. Und ich mache manchmal auch Witze mit der Leichten Sprache. Aber die Leichte Sprache selber ist kein Witz. Am Anfang habe ich gedacht: Hoffentlich sehen das auch alle Leser so.

Zum Glück waren die Rückmeldungen sehr freundlich. Und niemand war beleidigt. Ich habe die meisten Leser-Briefe von Menschen mit Beeinträchtigungen erhalten. Die haben sich über die Geschichten in Leichter Sprache gefreut. Und die anderen Leser haben die Leichte Sprache neu kennengelernt. Einmal hat mir ein Leser geschrieben: Ich soll nicht Menschen mit Behinderungen schreiben. Denn für ihn ist es keine Behinderung. Also habe ich das danach anders geschrieben. Der Leser war nicht böse oder beleidigt. Er hat mir seine Meinung erklärt. Darüber freue ich mich immer.

Jetzt haben Sie ein Buch in Leichter Sprache geschrieben. Wie kam es dazu?

Am Anfang haben wir gedacht: Die Geschichten in Leichter Sprache machen wir ein paar Mal. Und dann ist Schluss. Aber dann haben wir es immer weiter gemacht. Denn den Leuten gefällt es immer noch. Jetzt haben wir einen neuen Verlag gegründet. Da können wir unsere eigenen Bücher machen. Und eine von den ersten Ideen war: Ein Buch in Leichter Sprache. Denn es gibt noch nicht so viele Bücher über Wirtschaft in Leichter Sprache.

Das Buch heißt Kapitalismus. Warum dieses Thema?

Erst wollten wir das Buch so nennen: Wirtschaft in Leichter Sprache. Aber das fanden wir ein bisschen langweilig. Kapitalismus hat sehr viel mit Wirtschaft zu tun. Aber bei dem Wort haben die Leute stärkere Gefühle. Manche lieben den Kapitalismus. Machen hassen ihn. Das finde ich interessant. Dann kann man sich selber eine Meinung bilden. Vielleicht hilft das Buch ein bisschen dabei. Das würde mich freuen.

Für wen ist das Buch?

Das Buch ist für alle. Als erstes sehen es bestimmt unsere Leser. Die können auch schwere Sprache lesen. Die kriegen mit dem Buch einen neuen Blick. In dem Buch erkläre ich komplizierte Begriffe in Leichter Sprache. Unsere Leser kennen wahrscheinlich schon viele davon. Aber sie kennen die Begriffe nicht in Leichter Sprache erklärt. Manchmal denkt man: Ich kenne die Bedeutung von dem Wort genau. Denn ich benutze es jeden Tag. Aber dann denkt man drüber nach. Und dann ist man auf einmal nicht mehr so sicher. Mit dem Buch kann man nochmal neu über diese Begriffe nachdenken.

Aber hoffentlich lesen noch mehr Menschen das Buch. Denn viele Menschen denken: Wirtschaft ist mir zu kompliziert. Sie denken: Das verstehe ich sowieso nicht. Aber wir alle haben mit Wirtschaft zu tun. Fast jeder von uns muss einkaufen oder Miete zahlen. Das ist alles Teil von der Wirtschaft. Deswegen sind wir auch alle Teil von der Wirtschaft. Und deswegen sollten wir auch alle die Wirtschaft verstehen können. Dabei soll das Buch helfen.

Wie lange haben sie an dem Buch gearbeitet?

Das ist schwer zu sagen. Ich habe lange daran geplant und die Begriffe ausgewählt. Das Schreiben ging dann etwas schneller. Aber mehr als zwei oder drei Kapitel habe ich normalerweise nicht am Tag geschrieben. Das Gute ist: Die Kapitel sind kurz. So konnte ich die Arbeit gut aufteilen.

Bei der Arbeit zum Buch: Haben sie im Alltag auch in Leichter Sprache gedacht?

Ja. Ich habe gemerkt: Mir hilft die Leichte Sprache beim Ordnen von komplizierten Gedanken. Denn jeder Satz darf immer nur eine Aussage haben. Man darf nicht zu viel in einen Satz quetschen. Das ist eine interessante Übung. Manchmal muss ich auch im Alltag komplizierte Sachen erklären. Da hilft mir der strenge Aufbau von der Leichten Sprache manchmal weiter.

Haben sie Vorbilder zum Thema verständlich schreiben?

Ich mag sehr gern die Videos von Richard Feynman. Das war ein Physiker aus den USA. Er ist schon tot. Aber er konnte sehr gut erklären. Die Physik ist oft sehr kompliziert. Aber Richard Feynman konnte die schwierigsten Sachen sehr einfach erklären. Er hat dabei gerne Beispiel gemacht. Und er hat die Sachen mit Bildern und Vergleichen erklärt. Und er war immer so begeistert von den Sachen. Er hatte großen Spaß am Erklären. Damals gab es die Leichte Sprache noch nicht. Aber für mich ist Richard Feynman ein Vorbild fürs einfache Erklären von schweren Sachen.

Was lesen sie gerne?

Ich bin Journalist. Also lese ich sehr viel für meine Arbeit. Das ist fast immer schwere Sprache. Oft ist die Sprache unnötig schwer. Weil sich die Leute beim Schreiben wenig Mühe geben. Oder weil sie es nicht besser können. Privat lese ich gerne Bücher. Die sind auch nicht in Leichter Sprache. Am liebsten mag ich Bücher in klarer Sprache. Da haben sich die Leute beim Schreiben viel Mühe gegeben. Diese Sätze können auch mal lang und kompliziert sein. Aber dann müssen sie besonders gut geschrieben sein.

Planen Sie weitere Bücher in Leichter Sprache?

Ja. Nächstes Jahr will ich wieder ein Buch in Leichter Sprache schreiben. Das Thema überlege ich mir in den nächsten Wochen. Ich sage dann Bescheid.



Holger Fröhlich ist Journalist.
Er schreibt Artikel für Zeitungen und Magazine.
Zum Beispiel für das Magazin „brand eins„.
In dem Magazin geht es um die Wirtschaft.
Es ist ein Wirtschafts·magazin.
Darin gibt es jeden Monat einen besonderen Text von Holger Fröhlich.
Da übersetzt er einen schweren Text in Leichte Sprache.
Jetzt hat er ein Buch zum Thema Wirtschaft geschrieben.
Das ganze Buch ist in Leichter Sprache geschrieben.
Das Buch hat 128 Seiten.
Man kann es auf dem Computer lesen.
Oder man kann es als gedrucktes Buch lesen.
Hier kann man es bestellen:
https://www.rowohlt.de/buch/holger-froehlich-kapitalismus-in-leichter-sprache-9783989280083