Nachgefragt: Zentrum für Leichte Sprache

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Das Hurraki Tagebuch stellt regelmäßig ein
Büro für Leichte Sprache vor.
Heute stellen wir das
Nachgefragt: Zentrum für Leichte Sprache vor.

Anne-Kathrin Berg vom Nachgefragt: Zentrum für Leichte Sprache
hat auf unsere Fragen geantwortet.

Was bedeutet Leichte Sprache für Sie?

Leichte Sprache entlastet viele Menschen beim Lesen, weil die Sätze kurz und übersichtlich sind.
Und Leichte Sprache ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Fakten oder die eigenen Gedanken auf den Punkt zu bringen. Am besten tut man sich mit Leuten zusammen, für die der Text verständlich werden soll. Wir arbeiten bei der Lebenshilfe, d.h. wir arbeiten für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten. Die Meinungen und Vorschläge unserer Leser sind uns wichtig. Leichte Sprache ist für mich mehr als die reine Übersetzertätigkeit. Leichte Sprache ist für mich Textredaktion im Dialog.

Wer schreibt die Texte in Leichter Sprache?

Meistens übersetze oder schreibe ich die Texte und nehme sie anschließend mit in unsere Prüfgruppe. Manchmal haben wir auch in der Prüfgruppe gemeinsam Ideen für Texte. Die Zusammenarbeit mit den Prüfkolleginnen und -kollegen macht mir Spaß. Ich habe während und nach dem Studium zunächst als Journalistin gearbeitet. Vieles was Journalisten tun, passt zu dem, was auch für die Leichte Sprache wichtig ist. Es geht darum, ein Thema vorzustellen und etwas auf den Punkt zu bringen. Möglichst viele Menschen sollen verstehen können, um was es geht. Auch im Radio ist es zum Beispiel gut, wenn man kurz und knackig berichten kann. Denn wenn Leute parallel Auto fahren, können sie ja nicht, wie in einem Zeitungstext, einfach zurück blättern.

Welche Hilfsmittel benutzten Sie?

Ich benutze meinen Computer zum Schreiben und viele Textmarker. Wenn ich nach leichten Wörtern suche, recherchiere ich in Synonymwörterbüchern oder im Internet. Bei Leichter Sprache kommt es aber nicht nur auf den Text selbst an, sondern auch auf ein übersichtliches Layout. Unsere Grafikerin wird von mir deshalb immer rechtzeitig angerufen. Wenn wir Hefte oder Bücher machen, drucke ich die Seiten für die Prüfgruppe aus und bastele alles so zurecht, wie das Heft später aussehen soll. So können sich alle besser vorstellen, um was es geht. Texte in Leichter Sprache sollten schließlich inhaltlich interessant und optisch attraktiv sein.

Wie werden die Texte auf Verständlichkeit geprüft?

Wir treffen uns wöchentlich bei der „in.betrieb Gesellschaft für Teilhabe und Integration GmbH“ in Mainz. Dort lesen wir die vereinfachten Texte gemeinsam und sprechen darüber, was noch leichter werden soll. Wir sehen uns auch die Bilder und Fotos zusammen an, die zum Text gehören. Jeder kann seine Meinung sagen und Vorschläge machen, am Ende wird abgestimmt.

Für wen schreiben Sie Texte?

Wir schreiben für Menschen, die Texte in Leichter Sprache gut finden. Das können Menschen mit Lernschwierigkeiten sein oder auch andere Leute, die sich einfach dafür interessieren, was wir machen. Wir haben unterschiedliche Aufträge und Auftraggeber. Im Moment bekommen wir oft Anfragen von Städten und Gemeinden. Meistens schulen wir dann die Mitarbeiter vor Ort. Es gibt aber auch Einrichtungen im kulturellen Bereich für die wir Texte leicht machen. Gerade begleiten wir zum Beispiel das von Aktion Mensch geförderte Projekt „Museum einfach für alle“.
Sehr interessant war auch der Auftrag, den uns neulich das Museum Simeonstift aus Trier erteilt hat. Da bald die große Karl-Marx-Ausstellung eröffnet wird, haben wir für das Museum das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels in Leichte Sprache übertragen.

Was kostet ein Text in Leichter Sprache?

Es kommt immer darauf an, wie groß der Aufwand ist. Manchmal sind die Ausgangstexte schon anschaulich und gut, aber oft fehlen auch relevante Fakten und dann geht das Recherchieren los.
Die Preise richten sich in solchen Fällen auch nach dem Zeitaufwand. Deshalb besprechen wir mit dem Auftraggeber am Anfang ausführlich, was wir brauchen und was wir planen. Wenn man einen gut vorbereiteten Ansprechpartner hat, der weiß was er will, geht es schneller. Wenn man sich alle Infos und Bilder selbst zusammensuchen muss, dauert es länger.

Welchen Text sollte es in Zukunft unbedingt auch in Leichter Sprache geben?

Am besten sollte es generell mehr Auswahl an Texten in Leichter Sprache geben. Dann kann jeder das lesen, was ihn interessiert. Es gibt häufig Aufklärungstexte oder politische Erläuterungen in Leichter Sprache. Das alles finde ich wichtig. Aber es wäre auch schön, wenn es mehr Bücher geben würde, die man sich freiwillig mit in den Urlaub nimmt oder die im Lea Leseklub gelesen werden können. Weil es noch nicht sehr viel Lustiges in Leichter Sprache gibt, hatte unsere Gruppe die Idee, ein Witzebuch zu machen. Als wir das Dr. Eckart von Hirschhausen geschrieben haben, hat er uns tolle Tipps für unser Buch gegeben, zum Beispiel wie man ein guter Witzeerzähler wird.

Hier geht es zum Zentrum für Leichte Sprache:
https://lebenshilfe-leichte-sprache.de

Das ist die Adresse vom Zentrum für Leichte Sprache:
Drechslerweg 25
55128 Mainz